Um zu verstehen, warum und wie eine Kapselfibrose entsteht, zitieren wir eine Doktorarbeit AUS DEM LEHRSTUHL FÜR MUND-, KIEFER- UND GESICHTSCHIRURGIE aus 2011 von Katharina Schedel.
Darin wird untersucht, wie man ggf. mit Kupferbeschichtung das Risiko für die Kapselfibrose verringern kann. Da diese Arbeit aus einem Lehrstuhl stammt, der mit plastischer Chirurgie nichts zu tun hat, ist hier sehr neutral geschrieben worden. Außerdem nachzulesen ist eine Beschreibung zum Biofilm, der leider sehr schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann.
Zitiat: "Die Ätiologie der Fibrose ist bis heute unklar. Man vermutet eine multifaktorielle Genese des Geschehens. In der Literatur findet man zahlreiche Studien über modulierende Faktoren wie Füllungsmaterial, Sitz des Implantats, Oberflächen- beschaffenheit, bakterielle Kontamination und Einfluss der Schwierigkeit des operativen Eingriffs auf die Häufigkeit der Entstehung der Kapselfibrose.
Um ein möglichst naturgetreues, postoperatives Ergebnis zu erhalten, wird die Implantathöhle minimal größer angelegt als das Implantat selbst. Die Wundheilung bewirkt, dass sich eine Narbenhülle bildet, welche im Idealfall ihre ursprüngliche Größe behält. Diese entstandene Kapsel fixiert das Implantat und entspricht der Konsistenz der Brust. Bei manchen Patientinnen kommt es durch eine überschießende Bindegewebsreaktion zu starken Schrumpfungen und Verhärtungen der Implantatkapsel, einer sogenannten Fibrose. In Abhängigkeit vom Ausprägungsgrad der Kapselfibrose können bei den Patientinnen ein Fremdkörpergefühl, Druck- und Spannungsgefühl, bis hin zu starken Schmerzen auftreten. Die Kontraktur der Kapsel kann zu einer erheblichen Verformung der weiblichen Brust führen, sodass eine operative Korrektur,
im Sinne einer Explantation oder eines Implantatwechsels, erforderlich wird. Die Inzidenzangaben für die Kapselkontraktur schwanken in der Literatur von 4% bis 74%.
Henriksen et al untersuchten 2277 Frauen nach ästhetischer Brustaugmentation. Bei 561 von insgesamt 4548 Implantaten kam es zu Komplikationen, bei 136 war ein sekundärer chirurgischer Eingriff erforderlich. Die häufigste Indikation für eine erneute Operation war mit 52 Fällen die ungünstige Platzierung der Implantate mit einhergehender Asymmetrie, gefolgt von der Kapselkontraktur mit 29 Fällen [Henriksen et al 2005]. Der klinische Erfolg einer Augmentation der Brust mit Silikonimplantaten ist unmittelbar von der zellulären Reaktion an der Grenzfläche abhängig, welche von dem Implantat und dem körpereigenem Gewebe gebildet wird. Diese zelluläre Antwort auf das Einbringen eines Fremdmaterials wird durch eine große Anzahl von Einzelfaktoren bestimmt. Lokale Reaktionen in der Implantatloge und deren Einfluss auf die Extrazellularmatrix in Form einer Aktivierung der Kollagensynthese scheinen der Schlüssel zum ursächlichen Verständnis der Kapselfibrose zu sein. Unabhängig von den Prothesentypen (glatte oder texturierte Oberfläche) kommt es zu einem gesetzmäßigen Ablauf einer chronisch proliferierenden Entzündungsreaktion, welche mit einer synovialen Metaplasie beginnt und bei einer Verweildauer von länger als 2 Jahren in einem hyalinen Narbenstadium endet [Siggelkow et al 2003]. Die Art des Implantattyps spielt für die Dauer dieser Reaktion eine entscheidende Bedeutung. Die anfänglich verwendeten Brustimplantate mit einer glatten Oberfläche wiesen eine hohe Rate von Kapselkontrakturen auf [Benediktsson et al 2000]. Durch die Verwendung von rauhen, texturierten Oberflächen kann die Kapselkontrakturrate scheinbar deutlich minimiert werden [Hakelius et al 1997]. Die bei texturierten Implantaten auftretende pseudopolypöse Fältelung des bindegewebigen Prothesenlagers, welche als eine Art Negativabdruck aus dem Produkt des resorbierenden Granulationsgewebes zu verstehen ist, stellt einen entscheidenden Faktor für die Verankerung und die Biobeständigkeit des Implantates dar. Obwohl die Entzündungsreaktion nach Einbringen eines Fremdkörpers in situ einem gesetzmäßigen Ablauf unterliegt, kann die Fibroserate bei texturierten Prothesen vermutlich durch einen verzögerten Übergang von der granulierenden Entzündungsreaktion in das zellarme Narbenstadium gesenkt werden [Friemann et al 1997]. Die Untersuchung von insgesamt 53 Patientinnen mit glatten und texturierten Silikonbrustimplantaten mit subglandulärer Position nach Brustvergrößerung zeigte nach 12-monatiger Liegedauer bei glatter Oberfläche eine signifikant höhere Kapselkontrakturbildung (58 %) im Vergleich zu texturierten Implantaten (8 %) [Coleman et al 1991; Tricot et al 1996; Potter et al 1996]. Bis heute ist im Einzelfall aber nicht vorhersehbar, welche Rolle individuelle Faktoren für die Entstehung einer Kapselfibrose spielen. Weiterhin bereitet die objektive Beurteilung des Fibrosegrades gewisse Schwierigkeiten. Orientierung bietet die klinische Klassifikation nach Baker et al (1981) (siehe Tab. 1), sowie die histologische Klassifikation nach Wilfingseder et al
(1983) (siehe Tab. 1). Die Einteilung nach Wilfingseder et al unterteilt die klinischen und morphologischen Veränderungen, die bei einer Kapselfibrose auftreten, in vier Schweregrade. Beim Typ I liegt eine sehr dünne und nicht kontrakte Kapsel vor, was den Idealzustand darstellt. Die Typ-II- und Typ-III-Kapselfibrosen unterscheiden sich durch die Ab- oder Anwesenheit von Fremdkörperriesenzellen in der mittleren und innersten, implantatnahen Schicht. Beim Typ IV liegt nach Wilflingseder eine zelluläre Entzündungsreaktion mit Fremdkörpergranulomen und Neovaskularisation vor [Prantl et al 2007]."