Kapselfibrose

Die Kapselfibrose ist ein Risiko, welches von Ärzten kommuniziert wird, weil es im Aufklärungsbogen steht. Allerdings wird die Wahrscheinlichkeit dazu sehr heruntergespielt. 

Die Bildung einer Kapsel um das Implantat ist die natürliche Abwehrreaktion des Körpers, um sich vor dem Fremdkörper zu schützen. Diese Gewebekapsel kann sich jedoch verstärkt zusammenziehen und verhärten und es entsteht die sogenannte Kapselfibrose oder Kapselkontraktur. Durch die Verhärtung und Schrumpfung der Kapsel, drückt diese das Implantat zusammen. Die Folge, es kommt zu Verformungen, Verhärtungen und Schmerzen.

Korrekturbedürftige Kapselfibrose wird mit weniger als 10 % angegeben. Allerdings steigt mit zunehmender Tragedauer das Risiko für eine Fibrose.

Natürlich heißt es immer wieder, dass die neuesten und besten Implantate viel geringere Quoten aufweisen. Insbesondere hat man auf die Implantate mit texturierter Oberfläche gesetzt, um die Quoten zu verringern. Fakt ist, dass texturierte Implantate eher ALCL auslösen können als glatte, so dass die meisten Ärzte nur noch glatte verwenden. Im Aufklärungsbogen wird von einer Häufigkeit von einer korrekturbedürftigen Kapselfibrose in Höhe von 5 % - 12 % gesprochen. Aber was heißt korrekturbedürftig? Das ist leider individuell verschieden. Medizinisch ist ab Baker III eine Behandlungsbedürftigkeit gegeben und eine Korrekturbedürftigkeit ab IV. Aber auch Baker I oder II kann schon schmerzhaft sein. Die Quoten für Baker I oder II sind also weit höher als 12 % und können dennoch die Lebensqualität beeinflussen. 

Außerdem stelle eine Kapselfibrose nicht ausschließlich ein kosmetisches Risiko dar, sondern vielmehr entsteht es auf Grund von einer zu starken Bakterienlast oder Silikon Bleeding. Der Körper versucht ständig das Silikon als Fremdköper abzustoßen und mit dem in inneren der körpereigenen Kapsel gebildeten Biofilm wird die Kapsel immer fester und ggf. kleiner. Das kann durch das Zusammenziehen sehr schmerzhaft sein und manchmal fühlt sich Implantat nicht mehr so natürlich und weich an. Das Risiko für einen Bruch des Implantats steigt an oder umgekehrt das Risiko eine Kapselfibrose steigt durch einen Bruch an. 

Dr. Henry Djikmann hat uns in seinem Interview gesagt: "Wenn man jetzt annimmt, dass Baker 1 oder Baker 2 weniger schlimm ist, dann stimmt dies leider nicht, denn bei einer geringeren Kapselfibrose ist das Risiko des Silikon Bleedings höher. Somit kann sich das Silikon ungehindert im Körper verteilen."  

Der Leidensweg mit Kapselfibrose

"Auch wenn ich keine BII Beschwerden hatte, so war mein Weg mit Implantaten sehr schmerzhaft und beschwerlich. Ich hätte mir mehr Aufklärung gewünscht. Ich dachte mit mir stimmt etwas nicht - hätte ich gewusst wie häufig eine Kapselfibrose entstehen kann, so wären mir viele Sorgen erspart geblieben."

Den Podcast findest Du auf unserem YouTube Chanel. 

Kapselfibrose Baker IV

Übersetzung der Beschreibung: 
"Das folgende Bild zeigt eine Kapselkontraktur Grad IV in der rechten Brust einer 29-jährigen Frau 7 Jahre nach dem Einsetzen von mit Silikongel gefüllten Brustimplantaten."

Implantatdefekt und stark verkalkte Kapsel 

Bei einer Implantatruptur ist eine Kapselfibrose noch viel wahrscheinlicher, denn der Körper versucht das Implantat vor dem "auslaufen" oder auflösen zu schützen. 

Verkalkte Kapsel 

Kapselfibrosen sehen aber nicht nur von außen nicht schön aus, sondern können auch innerhalb des Körpers Formen annehmen, die nicht gesund sind. Kapsel können stark verkalken. 

Implantatdefekt und stark verkalkte Kapsel 

Ergebnisse (Auszug als Zitat) 
Der durchschnittliche Zeitraum bis zum Auftreten der Kapselkontraktur betrug 34 ± 11 Monate. Bei 14 von 24 Patientinnen (58,3%) war die Kapselkontraktur innerhalb der ersten elf Monate nach Implantation aufgetreten, bei vier Patientinnen (16,7%) innerhalb der ersten drei Jahre und bei sechs Patientinnen (25%) nach fünf Jahren (Abb.1). Zwei Patientinnen (8,3%) hatten klinisch keine Zeichen einer Kapselverhärtung (Baker I). Die Indikation zur Kapsulektomie war bei ihnen aufgrund von Schmerzen und störendem Fremdkörpergefühl gestellt worden. Zehn Patientinnen (41,7%) hatten eine Fibrose Grad II nach Baker, neun Patientinnen (37,5%) eine Fibrose Grad III und drei Patientinnen (12,5%) eine Fibrose Grad IV (Abb. 2). Bei den Patientinnen mit Symptomen standen die Schmerzen (67%) im Vordergrund, gefolgt von einem Druck- und Spannungsgefühl (37,5%) und wesentlich seltener Fremdkörpergefühl (4,1%). Die meisten Patientinnen (67%) klagten über ein verstärktes Auftreten von Beschwerden in der Nacht. Fünf Patientinnen klagten über eine Bewegungseinschränkung im Schultergürtel und zwei gaben eine Sensiblitätsveränderung im Bereich der Areola an. Bei der Hälfte der Patientinnen lag eine Dislokation der Implantate nach kraniolateral vor...
Article in Handchirurgie · Mikrochirurgie · Plastische Chirurgie · August 2006 

Quelle: Researchgate
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Studien zu Ratten von über 70 % für Kapselfibrosen gibt es tatsächlich! Dabei ist Baker 4 am häufigsten aufgetreten. 

In einer Studie zur Bruchraten PIP im Vergleich zu anderen Herstellern wurde Folgendes herausgefunden. Eigentlich ging es in der Studie von 2011 bis 2014 nur darum herzufinden, ob PIP schneller oder häufiger "kaputt" geht oder nicht.
"ERGEBNISSE:
Insgesamt 307 Patientinnen mit 495 Brustimplantaten erfüllten die Einschlusskriterien, 64 Patientinnen mit 115 PIP & Rofil-Implantaten und 243 Patientinnen mit 380 Implantaten anderer Hersteller. Der Vergleich der deskriptiven Statistiken zwischen den beiden Gruppen ergab, dass sich PIP-Implantate für eine Vielzahl von Indikatoren (z. B. Alter der Patientin, Brustkrebs, ästhetische vs. rekonstruktive Indikation, Implantatvolumen, submuskuläre vs. subglanduläre Implantatposition) von Nicht-PIP-Implantatpatientinnen unterscheiden. Der rohe Mittelwertvergleich ergab höhere Bruchraten für Nicht-PIP-Implantate von 28,42% (PIP 23,48%). Bei der Kontrolle der Verweilzeit des Implantats zeigten PIP-Implantate jedoch höhere Bruchraten. Beide Gruppen hatten ähnliche Raten der Kapselkontraktur (PIP: 71,30%, andere: 72,63%) mit unterschiedlicher Verteilung der Baker-Scores (Baker 2/3/4: PIP 5/8/13 und Nicht-PIP 3/24/135)."

Weiterhin beschreibt eine Doktorarbeit eindrucksvoll, was medizinisch passiert bei einer Kapselfibrose 

Um zu verstehen, warum und wie eine Kapselfibrose entsteht, zitieren wir eine Doktorarbeit AUS DEM LEHRSTUHL FÜR MUND-, KIEFER- UND GESICHTSCHIRURGIE aus 2011 von Katharina Schedel. 
Darin wird untersucht, wie man ggf. mit Kupferbeschichtung das Risiko für die Kapselfibrose verringern kann. Da diese Arbeit aus einem Lehrstuhl stammt, der mit plastischer Chirurgie nichts zu tun hat, ist hier sehr neutral geschrieben worden. Außerdem nachzulesen ist eine Beschreibung zum Biofilm, der leider sehr schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann. 
Zitate aus der Doktorarbeit. 

1.3.1. Ätiologie der Kapselfribose bei Brustimplantaten

Zitiat: "Die Ätiologie der Fibrose ist bis heute unklar. Man vermutet eine multifaktorielle Genese des Geschehens. In der Literatur findet man zahlreiche Studien über modulierende Faktoren wie Füllungsmaterial, Sitz des Implantats, Oberflächen- beschaffenheit, bakterielle Kontamination und Einfluss der Schwierigkeit des operativen Eingriffs auf die Häufigkeit der Entstehung der Kapselfibrose.
Um ein möglichst naturgetreues, postoperatives Ergebnis zu erhalten, wird die Implantathöhle minimal größer angelegt als das Implantat selbst. Die Wundheilung bewirkt, dass sich eine Narbenhülle bildet, welche im Idealfall ihre ursprüngliche Größe behält. Diese entstandene Kapsel fixiert das Implantat und entspricht der Konsistenz der Brust. Bei manchen Patientinnen kommt es durch eine überschießende Bindegewebsreaktion zu starken Schrumpfungen und Verhärtungen der Implantatkapsel, einer sogenannten Fibrose. In Abhängigkeit vom Ausprägungsgrad der Kapselfibrose können bei den Patientinnen ein Fremdkörpergefühl, Druck- und Spannungsgefühl, bis hin zu starken Schmerzen auftreten. Die Kontraktur der Kapsel kann zu einer erheblichen Verformung der weiblichen Brust führen, sodass eine operative Korrektur, im Sinne einer Explantation oder eines Implantatwechsels, erforderlich wird. Die Inzidenzangaben für die Kapselkontraktur schwanken in der Literatur von 4% bis 74%. Henriksen et al untersuchten 2277 Frauen nach ästhetischer Brustaugmentation. Bei 561 von insgesamt 4548 Implantaten kam es zu Komplikationen, bei 136 war ein sekundärer chirurgischer Eingriff erforderlich. Die häufigste Indikation für eine erneute Operation war mit 52 Fällen die ungünstige Platzierung der Implantate mit einhergehender Asymmetrie, gefolgt von der Kapselkontraktur mit 29 Fällen [Henriksen et al 2005]. Der klinische Erfolg einer Augmentation der Brust mit Silikonimplantaten ist unmittelbar von der zellulären Reaktion an der Grenzfläche abhängig, welche von dem Implantat und dem körpereigenem Gewebe gebildet wird. Diese zelluläre Antwort auf das Einbringen eines Fremdmaterials wird durch eine große Anzahl von Einzelfaktoren bestimmt. Lokale Reaktionen in der Implantatloge und deren Einfluss auf die Extrazellularmatrix in Form einer Aktivierung der Kollagensynthese scheinen der Schlüssel zum ursächlichen Verständnis der Kapselfibrose zu sein. Unabhängig von den Prothesentypen (glatte oder texturierte Oberfläche) kommt es zu einem gesetzmäßigen Ablauf einer chronisch proliferierenden Entzündungsreaktion, welche mit einer synovialen Metaplasie beginnt und bei einer Verweildauer von länger als 2 Jahren in einem hyalinen Narbenstadium endet [Siggelkow et al 2003]. Die Art des Implantattyps spielt für die Dauer dieser Reaktion eine entscheidende Bedeutung. Die anfänglich verwendeten Brustimplantate mit einer glatten Oberfläche wiesen eine hohe Rate von Kapselkontrakturen auf [Benediktsson et al 2000]. Durch die Verwendung von rauhen, texturierten Oberflächen kann die Kapselkontrakturrate scheinbar deutlich minimiert werden [Hakelius et al 1997]. Die bei texturierten Implantaten auftretende pseudopolypöse Fältelung des bindegewebigen Prothesenlagers, welche als eine Art Negativabdruck aus dem Produkt des resorbierenden Granulationsgewebes zu verstehen ist, stellt einen entscheidenden Faktor für die Verankerung und die Biobeständigkeit des Implantates dar. Obwohl die Entzündungsreaktion nach Einbringen eines Fremdkörpers in situ einem gesetzmäßigen Ablauf unterliegt, kann die Fibroserate bei texturierten Prothesen vermutlich durch einen verzögerten Übergang von der granulierenden Entzündungsreaktion in das zellarme Narbenstadium gesenkt werden [Friemann et al 1997]. Die Untersuchung von insgesamt 53 Patientinnen mit glatten und texturierten Silikonbrustimplantaten mit subglandulärer Position nach Brustvergrößerung zeigte nach 12-monatiger Liegedauer bei glatter Oberfläche eine signifikant höhere Kapselkontrakturbildung (58 %) im Vergleich zu texturierten Implantaten (8 %) [Coleman et al 1991; Tricot et al 1996; Potter et al 1996]. Bis heute ist im Einzelfall aber nicht vorhersehbar, welche Rolle individuelle Faktoren für die Entstehung einer Kapselfibrose spielen. Weiterhin bereitet die objektive Beurteilung des Fibrosegrades gewisse Schwierigkeiten. Orientierung bietet die klinische Klassifikation nach Baker et al (1981) (siehe Tab. 1), sowie die histologische Klassifikation nach Wilfingseder et al (1983) (siehe Tab. 1). Die Einteilung nach Wilfingseder et al unterteilt die klinischen und morphologischen Veränderungen, die bei einer Kapselfibrose auftreten, in vier Schweregrade. Beim Typ I liegt eine sehr dünne und nicht kontrakte Kapsel vor, was den Idealzustand darstellt. Die Typ-II- und Typ-III-Kapselfibrosen unterscheiden sich durch die Ab- oder Anwesenheit von Fremdkörperriesenzellen in der mittleren und innersten, implantatnahen Schicht. Beim Typ IV liegt nach Wilflingseder eine zelluläre Entzündungsreaktion mit Fremdkörpergranulomen und Neovaskularisation vor [Prantl et al 2007]."

Quelle: Oben beschriebene Doktorarbeit Seite 15. 


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